Es gibt Künstler, die nicht das Rampenlicht suchen. Solche, die die Sache, die Kunst, die Musik mehr interessiert als das eigene Glänzen auf der Bühne. Es sind diese Künstler, die für ihr Umfeld, für andere Künstler:innen, für Freunde und Publikum und für die Kunst an sich heller strahlen als sie es mitunter selbst für möglich halten. Jörg Teichert zählte sich selbst nie zu den Großen. Seine außerordentliche musikalische Vielfalt begründete er häufig schlicht mit Interesse an neuen Erfahrungen. Künstlerisch führte ihn dieses Interesse zu inhaltlich so unterschiedlichen Ensembles wie Black Project, The Necronautics, Whiskeydenker, Fityan Band, – und immer wieder zum Blues, den er mit melancholischem Tiefgang und der gleichzeitigen musikalischen Offenheit in gewisser Weise selbst verkörperte. Neue Einflüsse verarbeitete er aktiv in die eigene musikalische Perspektive und war dabei immer bereit, den einen Schritt mehr zu machen, um dem Material und der musikalischen Tradition dahinter gerecht zu werden. In seiner Wohnung sammelte er Mandolinen, Banjos, Bässe und natürlich Gitarren verschiedenster Bauart, bis hin zur indischen Mohan Veena und der selbstgebauten Viertelton-E-Gitarre.
Persönlich brachte er diese Offenheit für Neues, in der sich stets auch ein tiefer Respekt für sein Gegenüber zeigte, in alle seine Beziehungen zu anderen Menschen. Jörg Teichert zu verlieren, als Musiker, als Künstler, aber vor allem als Freund, lässt uns sprachlos zurück. Nicht, weil es keine Worte gäbe für das, was am 28. Februar 2022 passierte, sondern weil Worte wie „Unfalltod“ oder sogar „tragisch“ nicht den Verlust beschreiben können, den wir empfinden. Der amerikanische Künstler Edward Hopper sagte in einem Interview einmal den berühmten Satz: „If you could say it in words, there would be no reason to paint” – Wenn es Worte dafür gäbe, müsste ich nicht malen. Jörg Teichert hat uns mit seiner Kunst viel gegeben, seine Musik drückt aus, wer er war, wer er für uns noch immer ist. Und nur Kunst kann die Antwort sein auf diesen Verlust, der uns zwar sprachlos, aber nicht ohne Stimme zurücklässt.
Rebecca Richter